Deutsche Fachhochschulen punkten mit ihrem engen Praxisbezug – darin ist sich auch Prof. Dr. Dr. Nataliia Zaiets von der Nationalen Universität für Biologische Ressourcen und Umweltmanagement der Ukraine in Kyjiw (NUBIP) sicher.
Prof. Zaiets, die seit ihrer Flucht aus Kyjiw im Frühjahr 2022 in Berlin lebt, ist beeindruckt von der Praxisnähe der Fachhochschulen. „Ich war überrascht, wie eng die BHT mit der Wirtschaft und Industrie zusammenarbeitet“, erklärt sie. „Es zeige sich, dass Studierende, die schon im Studium die Marktanforderungen kennenlernen, zu gefragten Fachkräften werden.
Nataliia Zaiets kann aus erster Hand berichten, wie BHT-Studierende der Elektrotechnik und der Verpackungstechnik bereits während des Studiums Produktideen entwickeln und an innovativen Projekten arbeiten. Seit zwei Jahren begleitet die Ukrainerin immer wieder Lehrveranstaltungen und Exkursionen von Prof. Dr. Roland Kirchberger (Fachbereich VII) und Prof. Dr. Stefan Junge (Fachbereich V).
Neuanfang in Berlin
Nach ihrer Flucht fand die Automatisierungsexpertin fachlichen Anschluss an gleich zwei Fachbereichen der Hochschule.
Zaiets erinnert sich:
„Ich bin im März 2022 mit meinem Mann und meinen zwei Söhnen nach Berlin gekommen. Natürlich waren wir deprimiert und verwirrt, da wir plötzlich unser altes Leben, die Arbeit, die Schule aufgeben und in ein anderes Land ziehen mussten. Es war schwierig, das Wort „Flüchtlinge“ überhaupt zu hören, geschweige denn, es mit meiner Familie in Verbindung zu bringen. Wir verstanden kein Wort Deutsch und mussten eine Menge Dokumente ausfüllen, um eine Aufenthaltserlaubnis in Deutschland zu bekommen. Es fühlte sich wie ein Traum an, und wir alle wollten so schnell wie möglich aufwachen.“
Um in der vertrauten Hochschulumgebung Halt zu finden, wandte sie sich an Olivia Key vom Referat für Internationale Angelegenheiten sowie an Prof. Dr. Roland Kirchberger, den damaligen Dekan des Fachbereichs VII.
Austausch und gemeinsame Lehre
Noch 2022 schloss die BHT eine Kooperationsvereinbarung mit Prof. Zaiets Heimatuniversität NUBIP, der Nationalen Universität für Lebens- und Umweltwissenschaften der Ukraine. Seitdem führt sie zusammen mit Prof. Kirchberger gemeinsame Laborübungen mit deutschen und ukrainischen Studierenden durch. Durch den Einsatz von IoT-Technologien können Studierende an beiden Standorten ihre Projekte interaktiv steuern und präsentieren.
Darüber hinaus gibt es Pläne für ein Doppelabschlussprogramm im Bereich Automatisierung. Hierfür reisten Zaiets KollegInnen 2023 und 2024 an die BHT. Die Reisen wurden aus Erasmus+ Mitteln des Referats für Internationale Angelegenheiten finanziert, für das eine Sondervereinbarung mit der Erasmus+ Nationalagentur geschlossen wurde.
Gemeinsame Sache auch mit Verpackungstechnik
Auch im Studiengang „Verpackungstechnik, Umwelt und Design“ ist Prof. Zaiets, die mittlerweile einen C1-Deutschkurs besucht, involviert:
„Ich habe 2022 auch Prof. Stefan Junge kennengelernt und erfahren, dass die BHT zu diesem Zeitpunkt bereits seit mehreren Jahren mit der Universität zusammenarbeitete, an der ich studiert habe und meinen ersten Doktortitel erlangt habe – der Nationalen Universität für Lebensmitteltechnologie (NUFT). So begann unsere Kooperation und Zusammenarbeit im Bereich Verpackungstechnik.“
Zusammen mit deutschen und ukrainischen Studierenden der NUFT besucht sie Blockseminare, Ausstellungen und Betriebe. Für die Anreise und Unterbringung der ukrainischen Gäste wirbt Prof. Junge regelmäßig Drittmittel ein.
Projekt PACK IT soll Zusammenarbeit stärken
Um diese erfolgreichen Aktivitäten weiter auszubauen und einen Beitrag zur Stabilisierung des ukrainischen Hochschulsystems zu leisten, hat das Referat für Internationale Angelegenheiten zusammen mit Prof. Junge und Prof. Zaiets ein neues Projekt initiiert. Im Februar wurde der Antrag für das Projekt PACK IT beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) eingereicht, das Auswahlergebnis wird im April 2025 erwartet.