Antidiskriminierung: Postkartenserie
Zusammen mit der Künstlerin Janna Baibatyrova hat das Gender- und Technik-Zentrum Postkarten zum Thema Antidiskriminierung entwickelt. Sie behandeln einzelne Kategorien, zum Beispiel Alter, Behinderung, Gender oder Elternschaft. Die Postkarten sollen Menschen sensibilisieren, für die das Thema Antidiskriminierung noch ganz neu ist und zum Nachdenken anregen.
Alle Karten können auf Anfrage bei uns kostenfrei bestellt werden.
Sollten Sie Fragen, Anmerkungen oder Kritik zu den Motiven oder den Texten haben, schreiben Sie uns gern: gutz[at]bht-berlin.de.
Intersektionalität
Text auf der Rückseite:
Es gibt verschiedene soziale Kategorien, die oft mit Diskriminierungen verbunden sind, z. B. Gender, Alter, Elternschaft, Religion und Weltanschauung, soziale Herkunft, Behinderung, Ethnizität, Antisemitismus oder sexuelle Orientierung. Das Konzept der Intersektionalität macht sichtbar, dass die beschriebenen Kategorien sich überlagern und miteinander verschränkt sind. Personen können gleichzeitig von mehreren Diskriminierungsformen und damit oft stärker als andere von Benachteiligung betroffen sein. Zum Beispiel lehren nur sehr wenige Professor*innen of Colour an deutschen Hochschulen, während weiße Männer deutlich stärker vertreten sind.
Gender
Text auf der Rückseite:
Bei der Geburt wird aufgrnd bestimmter körperlicher Merkmale ein biologisches Geschlecht (engl. sex) "männliche" oder "weiblich" zugeschrieben. Sind diese Merkmale uneindeutig, spricht man von Intergeschlechtlichkeit.
Das soziale Geschlecht (engl. gender) wird bestimmt durch gesellschaftliche Zuschreibungen und Vorstellungen von Frausein oder Mannsein innerhalb eines meist binär gedachten Geschlechtersystems. Personen, die sich keinem dieser beiden Geschlechter zugehörig fühlen, bezeichnen sich als „nicht-binär“. Wer sich einem anderen als dem bei Geburt zugewiesenen Geschlechts zugehörig fühlt, bezeichnet sich als „trans“.
Soziale Herkunft
Text auf der Rückseite:
Folge deinem Traum!
Wenn ich es geschafft habe, dann schaffst du es auch!
Aussagen wie diese verschleiern, dass es nur teilweise in unserer Macht liegt, den eigenen Lebensweg selbst zu gestalten. Schulabschluss, Freund*innenkreis oder Berufswahl werden durch die soziale Herkunft beeinflusst. Das Umfeld, in das wir hineingeboren werden, beeinflusst, wie wir sprechen, handeln, denken und damit auch, welche Möglichkeiten uns offenstehen. Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft erfolgt oft unterschwellig und ist selten auf den ersten Blick erkennbar.
Alter
Text auf der Rückseite:
„Junge Leute haben kein Verantwortungsbewusstsein.“
„Alte Menschen können nicht mit dem PC umgehen.“
Hinter den Zuschreibungen „zu jung“ oder „zu alt“ stecken oftmals Vorurteile, die besagen, dass junge Menschen unerfahren und Ältere unflexibel seien. Altersdiskriminierung (Ageism) bedeutet die soziale, strukturelle und/oder ökonomische Benachteiligung von Personen und Gruppen aufgrund ihres Lebensalters. Diese zeigt sich neben unterschiedlichen Gehältern zum Beispiel in fehlendem Zugang zu Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie fehlender Wertschätzung im Umgang miteinander, beeinflusst aber auch andere Lebensbereiche, unter anderem wen wir als attraktiv empfinden.
Sexuelle Identität
Text auf der Rückseite:
Lesbisch, schwul und bi – das sind nur einige Beispiele für die Vielfalt sexueller Identitäten. Für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt wird manchmal queer als Oberbegriff genutzt.
Trotz der zunehmenden Sichtbarkeit vielfältiger sexueller Identitäten, wird Heterosexualität weiterhin als soziale Norm dargestellt.
Menschen aus der LSBTI*-Community (lesbisch, schwul, bisexuell, trans, inter, etc.) sind auch heute noch Diskriminierung ausgesetzt. Dies äußert sich zum Beispiel im Gebrauch von queer-feindlichen Schimpfwörtern über Diskriminierung im Alltag bis hin zu Gewalt.
Religion und Weltanschauung
Text auf der Rückseite:
Fünf Menschen, fünf Anschauungen?
In unserem Alltag begegnen uns viele Menschen mit unterschiedlichen Religionen und Weltanschauungen. Diese sind durch das Grundgesetz (Artikel 3 und 4) besonders geschützt, welches besagt, dass Menschen nicht aufgrund (zugeschriebener) religiöser Zugehörigkeit oder weltanschaulicher Überzeugung benachteiligt werden dürfen. Solche Benachteiligungen sind beispielsweise ein erschwerter Zugang zu Hochschulen oder Versammlungsverbote. Stattdessen dürfen Menschen ihre Überzeugungen frei äußern und sich zu diesem Zweck an einem gemeinsamen Ort treffen.
Behinderung
Text auf der Rückseite:
Ob im Seminar, im Arbeitsleben oder im Alltag: Menschen mit besonderen Bedarfen stoßen oft auf Barrieren. Behinderungen entstehen aus dem Zusammenspiel zwischen gesellschaftlichen Barrieren und körperlichen und/oder geistigen Bedarfen eines Menschen. Inklusion innerhalb von Institutionen bedeutet, dass bestehende Strukturen von Beginn an auf unterschiedliche Bedarfe ausgelegt sind. Enge zeitliche Vorgaben bei Klausuren trotz vorliegender Lese-Rechtschreib-Schwäche bei Studierenden oder nicht barrierefreie Liegenschaften erschweren zum Beispiel eine gleichberechtigte Teilhabe.
Ethnizität
Text auf der Rückseite:
Oft haben wir Vorstellungen davon, was mit dem Begriff Ethnizität gemeint ist. Diese sind aber nie neutral, sondern beinhalten ethnisierende Zuschreibungen. Menschen werden wegen ihrer Herkunft, ihres Aussehens oder ihrer Lebensgewohnheiten einer bestimmten Ethnie zugeordnet. Solche Zuschreibungen sind rassistisch, auch wenn sie oft unbewusst stattfinden. Rassismus ist nicht nur auf die zwischenmenschliche Ebene begrenzt, sondern durchzieht alle Bereiche unserer Gesellschaft. Ein Grund hierfür ist, dass Deutschland seine Kolonialgeschichte kaum kritisch aufgearbeitet hat. Bis heute haben Straßen und Institutionen Namensgeber*innen, die aktiv zu kolonialer Unterdrückung beigetragen haben.
Elternschaft
Text auf der Rückseite:
Alleinerziehend? Als Paar? Als Gemeinschaft?
Elternschaft bedeutet Verantwortung und ist von vielen Faktoren beeinflusst. Kinder haben zu unterschiedlichen Zeiten verschiedene Bedürfnisse. Daher brauchen Eltern flexible Regelungen, um Lebensbereiche wie Studium, Job, Freizeit und Familie miteinander vereinbaren zu können. Hinzu kommt, dass die Arbeitsteilung in Bezug auf Kinder und Haushalt in vielen Familien ungleich verteilt ist. Eine familienfreundliche Organisation muss all das berücksichtigen.
Antisemitismus
Text auf der Rückseite:
Antisemitismus bezeichnet alle Formen von Judenhass und Judenfeindschaft. Im antisemitischen Denken werden jüdische Menschen nur als Gruppe wahrgenommen, der verschiedene Eigenschaften zugeschrieben werden. Hinter diesen Zuschreibungen können religiöse, rassistische oder ökonomische Motive liegen. Auch auf den ersten Blick positive Attribute, wie besondere Klugheit, sind antisemitisch. Antisemitismus ist häufig mit Verschwörungsmythen verbunden und beinhaltet dann meist die Vorstellung der „übermächtigen“ jüdischen Person. Manche Menschen versuchen, sich auf diese Weise eine komplexe Welt zu erklären. Auch deshalb ist Antisemitismus ein gesamtgesellschaftliches Problem.