BHT-Studierende erhalten Tiburtius-Preis

Für seine Masterarbeit zur Fairness von KI-Algorithmen ist BHT-Doktorand Cem Kozcuer mit dem ersten Platz des Tiburtius-Preises ausgezeichnet worden. Der zweite Platz ging an Jürgen Stegmann, der sich an der BHT mit einem neuen Solarzellen-Verfahren befasste.

Tiburtius-Preisträger Cem Kozcuer und Jürgen Stegmann
Die Tiburtius-Preisträger Cem Kozcuer (l.) und Jürgen StegmannBild: Felix Bießmann, Paul Kohlenbach

Tausende Tote und mehr als 650.000 Flüchtlinge: Wie verheerend sich Hassrede in den sozialen Medien auswirken kann, zeigt das Beispiel der Rohinga in Myanmar. Im Jahr 2017 war es zu einer Gewaltwelle an der ethnischen Minderheit gekommen. In die Kritik geriet daraufhin Facebook, das in dem südostasiatischen Land zu den wichtigsten Nachrichtenquellen zählt. Die in dem Netzwerk hinterlegten Algorithmen, die auf Künstlicher Intelligenz (KI) basieren, sollen Beiträge mit Hassrede verbreitet haben, die die Übergriffe anfeuerten.

Für seine Masterarbeit an der Berliner Hochschule für Technik (BHT) zur Evaluation solcher KI-Methoden ist Cem Kozcuer mit dem ersten Platz des Tiburtius-Preises ausgezeichnet worden. Er hatte im Studiengang Data Science ein Verfahren entwickelt, mit dem sich bewerten lässt, wie „fair“ Algorithmen zur Katastrophenerkennung in sozialen Netzwerken agieren. Die Arbeit macht es möglich, die Fehlerraten von KI-Systemen abhängig vom Entwicklungsstatus eines Landes oder von Ländergruppen zu vergleichen. „Herr Kozcuer hat mit seiner Arbeit eine hervorragende wissenschaftliche Leistung erbracht“, sagt Prof. Dr. Felix Bießmann, der die Masterarbeit am Fachbereich VI betreute. Die Frage der Fairness von KI-Algorithmen sei hochrelevant, da die Folgen dieser Algorithmen Menschen weltweit beträfen. Mit den entwickelten Verfahren sei es für Forschung und Anwendung nun einfacher, Fairness von Algorithmen transnational zu untersuchen. Zurzeit promoviert Cem Kozcuer an der BHT zum gleichen Thema.

Anlage konzipiert und erprobt

Den zweiten Platz des Tiburtius-Preises erhielt die Masterarbeit von Jürgen Stegmann. Die Arbeit, verfasst im BHT-Studiengang Maschinenbau – Erneuerbare Energien, trägt den Titel „Konstruktive Umsetzung eines neuen Verbindungskonzepts für bifaziale Heterojunction-Solarzellen“. Der Bedarf steigender Wirkungsgrade bei der Energiewandlung durch Photovoltaik führt zu immer neuen Entwicklungen in der Solarzellen-Technologie. Die elektrische Verschaltung von modernen Heterojunction-Zellen stellt die Solarindustrie allerdings vor neue Herausforderungen, denn diese Solarzellen können nur sehr schwer durch konventionelles Löten kontaktiert werden. Einen Ansatz bietet das TECC-Wire-Verfahren (TECC, engl.  Thermoplastically and Electrically Conductive Coating). Hierbei werden mit elektrisch leitfähigem Kleber ummantelte Drähte eingesetzt, die mittels Erwärmung und Druck auf der Zelle fixiert werden. Dieses Verfahren war zum Zeitpunkt des Beginns der Masterarbeit von Jürgen Stegmann kommerziell nicht verfügbar.

Der frühere BHT-Student konzipierte im Rahmen seiner Masterarbeit eine konkrete physische Anlage, mit der das TECC-Wire-Verfahren zur Verschaltung von Solarzellen präzise und reproduzierbar angewendet werden kann. Die Anlage wurde aufgebaut, in Betrieb genommen und erprobt. „Herr Stegmann hat eine der besten Masterarbeiten unter meiner Betreuung verfasst und ich freue mich aufrichtig, dass diese herausragende Leistung nun auch verdient mit dem Tiburtius-Preis gewürdigt wurde“, sagt Betreuer Prof. Dr. Paul Kohlenbach, Fachbereich VIII.

Der Preis, der nach dem Professor Joachim Tiburtius benannt ist, wird durch die Landeskonferenz der Rektor*innen und Präsident*innen der Berliner Hochschulen (LKRP) verliehen. Die LKRP vergibt jährlich drei Anerkennungspreise, drei Preise für die besten Dissertationen an Doktorand*innen der Berliner Hochschulen für hervorragende Leistungen und drei Preise an Absolvent*innen der Berliner Hochschulen für Angewandte Wissenschaften für hervorragende Masterarbeiten.

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