Seit Beginn des Jahres 2023 trägt das neu entstandene Haus E auf dem Campus der Berliner Hochschule für Technik (BHT) den Namen Haus Elsa Neumann. Der Spiegelbau zum Präsidium beherbergt aktuell auf drei Geschossen eine Kindertagesstätte des studierendenWerk Berlin, in den oberen Geschossen befinden sich Büroräume. U.a. sitzen dort das Referat für Nachwuchsförderung und wissenschaftliche Zusammenarbeit (NWZ), das Gender- und Technikzentrum (GuTZ) sowie Promovierende.
Wer war Elsa Neumann?
Die deutsche Physikerin Elsa Neumann wurde 1872 als Tochter des Privatiers Max und seiner Frau Anna Neumann in Berlin geboren. 1890 legte sie die Lehrerinnenprüfung ab – eine Ausbildung, die im 19. Jahrhundert kein Studium verlangte. Sie nahm Privatunterricht in den naturwissenschaftlichen Fächern, um sich für ein Studium zu qualifizieren. Als Gasthörerin wurde Neumann 1894 an den Universitäten Göttingen und Berlin für Physik, Mathematik, Chemie und Philosophie zugelassen und studierte neun Semester, obgleich Frauen in Preußen zu diesem Zeitpunkt noch kein reguläres Universitätsstudium aufnehmen durften.
Zu ihren größten, einflussreichen Förderern gehörten die Physik-Professoren Emil Warburg und Max Planck. Mit einer Ausnahmegenehmigung des Kultusministeriums promovierte sie im Jahr 1898 im Fach Physik mit der Arbeit „Ueber die Polarisationscapacität umkehrbarer Elektroden“, welche sie mit cum laude abschloss.
Sie wurde die erste weibliche Promovendin in Physik in Berlin. Eine Universitätsanstellung war weiblichen Personen zu diesem Zeitpunkt untersagt, aufgrund dessen war sie ab 1899 als Privatgelehrte tätig und forschte in dem privaten Chemie-Laboratorium von Arthur Rosenheim und Richard Joseph Meyer.
Neumann engagierte sich für die Förderung des Frauenstudiums und gründete den „Verein zur Gewährung zinsfreier Darlehen an studierende Frauen“. Sie agierte als erste Vorsitze, dann als Ehrenmitglied des Vereins.
Sie beteiligte sich auch an der Luftfahrtforschung und führte Auftragsforschungen für den Deutschen Luftschifferverband aus, flog im Juni 1902 sogar mit dem Luftschiff „Zeppelin“. Im selben Jahr starb Elsa Neumann an den Folgen eines Unfalls im Chemischen Labor beim Experimentieren mit Blausäure.
Neumanns Vermächtnis
Nach dem Unfall ihrer Tochter stiftete Anna Neumann den Elsa-Neumann-Preis, der für die beste mathematisch-physikalische Arbeit des Jahres verliehen werden sollte, ausdrücklich unabhängig von Geschlecht oder Religion. Der Preis wurde von 1906 bis 1918 verliehen, alle zwölf Preisträger waren jedoch männlich.
Seit Juli 2010 vergibt das Land Berlin Promotionsstipendien und Sonderzuwendungen als „Elsa-Neumann-Stipendium des Landes Berlin“ an besonders qualifizierte Nachwuchskräfte.
Auch im Rahmen der Wanderausstellung „Berlin – Hauptstadt der Wissenschaftlerinnen“ erhielt Elsa Neumann neben Ingeborg Meising eine Ehrung ihrer Leistungen in Form einer Ausstellungstafel.
Den aktualisierten Lageplan der BHT, der den neuen Namen des Hauses E enthält, finden Sie hier.