Wie fühlt sich interkulturelles Lernen an?

Im Studium generale-Seminar „Interkulturelles Lernen mit Schüler/-innen aus Willkommensklassen“ entwickeln Studierende der Beuth Hochschule interkulturell-kommunikative Kompetenzen und leisten gleichzeitig einen Beitrag zur Integration.

von denen die Schüler/-innen und die Studierenden profitieren
Gemeinsame Aktivitäten wie Waffeln backen werden zu Begegnungen, von denen die Schüler/-innen und die Studierenden profitieren (Fotos: kein Abseits e. V.)
Basteln und Gestalten

Fußläufig zur Beuth Hochschule befindet sich die Ernst-Schering-Oberschule. In zwei „Willkommensklassen“ werden Schüler/-innen aus Bürgerkriegsländern, aber auch Neuzugezogene aus Europa mit geringen Deutschkenntnissen auf den Regelunterricht vorbereitet. Ein Semester lang treffen Beuth-Studierende wöchentlich für 90 Minuten Schüler/-innen dieser Klassen – im Rahmen eines Seminars im Studium generale, das bereits im dritten Durchgang stattfindet.

In den Begegnungen nehmen die Studierenden verschiedene Rollen ein. Als „Facilitatorinnen/Facilitatoren“ leiten sie Aktivitäten aus dem Freizeitbereich an, zum Beispiel Sportspiele, Kochen, Backen, Basteln und Gestalten oder auch eine gemeinsame Campus- und Kiezerkundung. Mit ihren Angeboten wecken die Studierenden auch Interesse an ihren Studiengebieten, wie die angehenden Lebensmitteltechnologinnen Lilian und Sophia mit einem Geschmackstest und einem Smoothie-Wettbewerb. „Durch die gemeinsamen und selbst angeleiteten Aktivitäten ist mir meine Funktion als Vorbild klar geworden“, reflektiert Studentin Sonja die Seminarzeit.

Begegnungen auf Augenhöhe

In der Rolle als Mentorinnen und Mentoren begegnen Studierende den Schülerinnen und Schülern als freundliche und offene Gesprächspartner auf Augenhöhe. Das Eis ist schnell gebrochen, wenn die Aufgaben partnerschaftlich gemeistert werden.

Die begleitenden Lehrkräfte sind begeistert über dieses Angebot für ihre Schützlinge. Sie wissen, dass es außerhalb ihres Unterrichts sonst kaum Kommunikationsanlässe für sie gibt. Student Tarik freut sich besonders, „dass von den Begegnungen nicht allein die Schülerinnen und Schüler, sondern auch die Studierenden profitieren“.

Die Studierenden reflektieren ihre Erfahrungen auf Grundlage eines erweiterten offenen Kulturbegriffs. Aufgrund der vielfachen kulturellen Verflechtungen moderner Gesellschaften hilft es kaum noch, nur Landes- und Nationalitätenmerkmale zu erlernen. Vielmehr sind Fähigkeiten gefragt, um einen offenen Prozess der Orientierung, des sensiblen Nachfragens und Aushaltens von Unsicherheiten moderieren und reflektieren zu können. Im Seminar werden solche Prozesse exemplarisch durchlebt und integrative Begegnungen angestrebt.

Studentin Lilian findet die Möglichkeit toll, eigene Erfahrungen mit Geflüchteten zu machen:

„Durch die Medien erhält man so viele Informationen, die man vielleicht auch gar nicht richtig einschätzen kann. Das Seminar hilft dabei, Vorurteile auf beiden Seiten abzubauen.“

Die Ãœbung wird im Tandem von Gloria Amoruso und Florian Amoruso-Stenzel geleitet. Beide arbeiten in der Nähe der Beuth Hochschule bei „kein Abseits! e. V.“ Nach dem Motto „Begegnungen ermöglichen“ realisiert der Verein zahlreiche weitere Projekte, für die regelmäßig engagierte Ehrenamtliche gesucht werden, ganz aktuell für ein 8-monatiges Mentoren-Projekt ab März 2018.  Studierende, die ein Engagement im interkulturellen Kontext mit Kindern (wohnhaft in Reinickendorf) suchen, sind herzlich willkommen, sich auf der Vereinswebseite zu informieren und zu bewerben.

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