Prosodische Analyse von Japanisch und Māori im Vergleich zu neuseeländischem Englisch

Projektbeschreibung

Wie nahe stehen sich Japanisch und das neuseeländische Māori? Und welche Rolle spielt das neuseeländische Englisch? Mit diesen Fragen beschäftigen sich Prof. Dr. Hansjörg Mixdorff (BHT) und Prof. Takayuki Arai (Sophie-Universität Tokio). Im Visier ihrer Forschung: Die sogenannte Prosodie. Sie bezeichnet alles, was unserer Sprache Bedeutung verleiht, etwa Betonung, Silbenlänge, Rhythmus oder Pausen.

Mit ihrer aktuellen Studie knüpfen die beiden Forscher an ihre früheren Arbeiten an, in denen sie die Prosodie von Māori dreier verschiedener Generationen untersuchten. Die damaligen Ergebnisse zeigten, dass sich Te Reo Māori innerhalb der letzten 100 Jahre in der Tat stark verändert hat. Ziel ist es nun, die Prosodie des Japanischen mit der des Māori und des neuseeländischen Englisch, der Kontaktsprache, zu vergleichen. Der Grund dafür ist, dass impressionistische Analysen von Māori und Japanisch trotz ihrer völlig unterschiedlichen lexikalischen und syntaktischen Zusammensetzung auf prosodische Ähnlichkeiten hinweisen. Aus Sicht der Forscher könnte dies daran liegen, dass das Proto-Japanische als Sprache ebenso wie Māori aus dem pazifischen Raum stammt. Allerdings hat sich die Sprache der Māori unter dem Einfluss des Englischen erheblich verändert.

Um die Prosodie der drei Sprachen zu vergleichen, entwickelten die Forscher ein Wahrnehmungsexperiment mit delexikalisierter Sprache und japanischen Zuhörenden. Delexikalisierung bedeutet, dass sich die Sprache so anhört, als würde sie durch eine dicke Mauer gehört werden. Rhythmus und Intonation bleiben erhalten, aber die gesprochenen Wörter sind nicht mehr zu identifizieren. Den Teilnehmenden wurden insgesamt 60 Sprachbeispiele aus Radionachrichten präsentiert. Diese mussten sie auf einer 9-Punkte-Skala zwischen Japanisch und Englisch einordnen. Die meisten Zuhörenden konnten zwischen Japanisch und neuseeländischem Englisch unterscheiden, obwohl der durchschnittliche Abstand zwischen den Sprachen mit nur 1 Punkt relativ gering war. Interessanterweise bewerteten die Zuhörenden Māori als noch weiter vom Japanischen entfernt als neuseeländisches Englisch. Das widerspricht der Erwartung der Forscher, dass es dem Japanischen ähnlicher wahrgenommen wird. Es könne durchaus sein, dass das heutige Māori tatsächlich eher dem neuseeländischen Englisch ähnelt. In weiteren Studien sollte überprüft werden, ob die Prosodie historischer Sprachaufnahmen zu anderen Ergebnissen führt.

Laufzeit

04.2023 - 03.2024

Projektpartner

Sophia-Universität Tokio

Mittelgeber

Deutsche Forschungsgemeinschaft