Sein Studium verbrachte er damals noch in den alten Gebäuden der Staatlichen Ingenieurakademie für Bauwesen, die in der Kurfürsten- und der Leinestraße beheimatet war, bevor der Studiengang auf den Campus in Berlin Wedding ins Haus Bauwesen umzog.
Welchen Beruf hatten Sie?
Ich war als Bauingenieur im konstruktiven Ingenieurbau (statistische Berechnungen, Baukonstruktion, Zeichnungen per Hand an der Zeichenmaschine und CAD, Bauphysik - Wärme- und Schallschutz) tätig. 10 Jahre hatte ich eine eigene Baufirma: Ing.-Holzbau Hoffmann (Zimmerei, Maurer- und Stahlbetonarbeiten).
Wie gestaltete sich Ihre Lehrzeit an Ihrer Alma Mater?
In den 17 Jahren, in denen ich bis 2019 als Lehrbeauftragter, zunächst an der Technischen Fachhochschule Berlin (TFH) und später an der Beuth Hochschule, tätig war, war es für mich eine große Ehre, dort unterrichten zu dürfen, alles selbständig vorbereiten und auch die Klausuren schreiben und bewerten zu können. Leider wurden die Bedingungen und die Bezahlung zum Ende meiner Lehrzeit hin immer schlechter. So hatten wir trotz geringer werdender Belegungszahlen im Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen/Maschienenbau regelmäßig 80-100 Studierende in einem Semester in den Kursen. Da ist gute Lehre kaum noch möglich.
Der Abschied nach so langer Zeit war für mich sehr enttäuschend und meine Briefe an den Dekan meines Fachbereichs VIII Prof. Dr. Gerber und andere, blieben unbeantwortet. So ist das halt. Es wurde immer betont, ohne die fleißigen und unterbezahlten Lehrbeauftragten, würde die Lehre nicht funktionieren, aber wenn es um eine faire Behandlung/Bezahlung geht, ducken sich die Verantwortlichen weg. Oft genug sind das prekäre Beschäftigungsverhältnisse ohne soziale Absicherungen. Dafür sind natürlich hauptsächlich unsere Politiker verantwortlich. Für mich war das alles finanziell nicht so dramatisch, da ich mit meinem Statistik-Büro bzw. mit meiner Baufirma geregelte Einkünfte hatte. Trotzdem der Hinweis: Wenn man Praktiker an den Hochschulen in der Lehre haben will, so muss sich dort vieles ändern!
Wie sah Ihre Studienzeit aus?
Wir waren 1971 das erste Semester an der neugegründeten Technischen Fachhochschule Berlin. Ich begann damals mein Studium mit der Fachhochschulreife, das heißt nach der mittleren Reife (Abschluss 10. Klasse/Technischer Zweig) und arbeitete als sogenannter Ingenieurschulpraktikant zwei Jahre in einer Baufirma in den Bereichen Einschaler, Eisenflechter und Maurer. Als Azubi hatte ich einen Berufsschultag und einmal Abendschule (18 - 21:30 Uhr). Dort waren die Schwerpunktfächer: Mathematik, Technisches Rechnen, Fachzeichnen, Physik und Fachkunde. Jedes Halbjahr (Semester) gab es Prüfungen, die bestanden werden mussten. Wir hatten gute Lehrer, die uns auf das nachfolgende Studium top vorbereiteten. Auch im Vorbereitungsfach Mathematik hatten wir einen sehr guten Professor: Prof. Altenkrüger, der mit großer Leidenschaft besonders den Studenten, die kein Abitur hatten, dieses wichtige Fach mit sehr großer Gelassenheit beibrachte. Ein wirklicher Lehrer mit großem Wissen und Geduld. Das setzte sich beim weiteren Studium mit weiteren sehr guten Professoren fort: zum Beispiel Prof. Dr. Haase (der das Fach Statistik unterrichtete, und seinen Unterricht mit großem Wissen und sehr viel Humor leitete), Prof. Steinig, der das Fach Stahlbeton lehrte, und auch dem viel zu früh verstorbenen Prof. Bolduan. Natürlich waren das auch noch Prof. Hoffmann (Fach Stahlbeton) und Prof. Johne (Fachbereichsleiter, Dekan, Fach Spannbeton). Im Fach Grundbau (heute Geotechnik), das ich sogar vertiefte, hatten wir damals Prof. Reichelt, der uns die komplexen Themen sehr gut beibrachte und verständlich erklärte.
Welches Ereignis war besonders wichtig für Sie?
Sicher, dass ich die Schule nach der 10 Klasse verließ und fünf Jahre später graduierter Bauingenieur war. Als ich meine Urkunde im Februar 1974 von der TFH Bau erhielt, war ich 22 Jahre alt. Mein Freund und Kommilitone sogar noch ein Jahr jünger. Da ich einen guten Abschluss hatte, fand ich auch sehr schnell eine Anstellung bei dem Bauunternehmen F. C. Trapp im Technischen Büro. Von unserem damaligen Bürochef Dipl.-Ing. Baron konnte ich in der Praxis noch viel lernen. Später arbeitete ich dann lange Zeit in einem Satistikbüro und war 35 Jahre selbständig in Berlin in der Baubranche tätig.
Was waren Besonderheiten während Ihrer Zeit an der Hochschule?
Nach Aussage der damaligen Professoren waren wir im Hauptstudium wohl seitens der Studierenden der beste Jahrgang seit Jahren, weil die meisten an einem guten Abschluss sehr interessiert waren. Es gab damals zu West-Berliner Zeiten einige Kommilitonen, die nach West-Berlin kamen, um der Bundeswehr zu entfliehen. Wir hatten dann in höheren Semester auch öfter die Möglichkeit, in einem Ingenieurbüro, zum Beispiel bei Prof. Bolduan, zu arbeiten, und konnten erste Berufserfahrungen, zum Beispiel beim Zeichnen mit der Hand, machen. Viele von uns, die beim Abschluss noch sehr jung waren, gingen dann weiter zu Technischen Universität Berlin, um dort weiter zu studieren.
Auch waren die Vorlesungen mit höchstens 30 - 35 Studierenden besucht. Also Veranstaltungen schulmäßiger Größe und dadurch im Vortrag unserer Lehrender persönlicher, näher und intensiver; und nicht wie in den heutigen Vorlesungen 100 Teilnehmer bzw. an den Universitäten mit deutlich höheren Zahlen.
Was hat Sie an der Hochschule am meisten geprägt?
Gemeinsam mit anderen Studierenden in Gruppen zu arbeiten, gemeinsam Erlerntes im Team nachzuarbeiten und gemeinsam die Klausuren vorzubereiten. Ich persönlich habe an der TFH eine sehr gute Ausbildung erhalten. Die ersten Berufsjahre waren teils schwierig, da uns jungen Leuten erfahrene Poliere und Bauleiter gegenüberstanden, denen wir irgendwann im Laufe der Jahre zeigen konnten, dass wir unsere gelernte Theorie auch in der Praxis umsetzen können. Ein längerer und manchmal harter Prozeß.
Heute, nach fast 50 Berufsjahren kann ich feststellen, dass Lernen nie aufhört. Man muss aufgeschlossen für neues Lernen und Weiterbildungen in neuen Berufsfeldern sein und bleiben; Das heißt, sich den Herausforderungen zu stellen ist in allen Berufen notwendig. Ich habe es probiert und ich glaube, mir ist es meistens gelungen.