Expertengespräch zum Thema: Arbeiten in den USA

Gordon Benndorf schloss 2009 sein Maschinenbaustudium an der Beuth Hochschule ab. Im Gespräch mit Studierenden bot er interessante Informationen und Einblicke für all jene, die planen, nach ihrem Studium in den USA zu arbeiten.

Gordon Benndorf, Alumnus Maschinenbau-Konstruktionstechnik, 2009 sprach mit Studierenden über seine Erfahrungen. Fotos: Przesdzing

Trotz des heißen Wetters lockte das Gesprächsthema zur Veranstaltung Alumni Face to Face.

Zu Gast war diesmal Gordon Benndorf, der nach seinem Studium 2009 als Mechanical Engenieer bei Procter & Gamble begann. 2013 ist er dann in die USA gegangen, hat drei Jahre in Bosten gelebt und dort für das Unternehmen gearbeitet.

Arbeiten in den USA - geht das so einfach?

Die Hürden, um in den USA arbeiten zu dürfen, sind nicht unerheblich, berichtet er. Man benötigt ein Spezialisten-Visium das ausweist, warum es unbedingt erforderlich sein, warum man als Ausländerin/er unbedingt in den USA arbeiten sollen dürfte, und diese Stelle nicht an eine/n amerikanische/r Staatsbürger/in vergeben werden sollte. Und auch diese Visum ist begrenzt. Fünf Jahre, so berichtet Benndorf, mit einer maximalen Verlängerung von 2 Jahren.

Aus seinen Erfahrungen heraus rät Benndorf dringend dazu, über ein Unternehmen in die USA zu gehen. Warum? - Große Unternehmen haben Kanzleien, die sich mit der Beschaffung dieser Visa und entsprechender Zertifikate beschäftigen. Außerdem sind die Kosten nicht unerheblich - Eine Privatperson scheitert da schon am System.

Mit Visa alles geregelt?

Mitnichten, so der Alumnus. Man hat zwar einen Arbeitgeber, aber noch lange keine Wohnung. Diese bekommt man aber nur mit einem amerikanischen Bankkonto. Das wiederum nur mit einer Wohnung - ein Teufelskreis. Natürlich gibt es einige Unternehmen, die einem da behilflich sind (z.B. wo bestimmte Anlaufstelle, z. B. Behörden, sind). Einige organisieren sogar so etwas wie "Kennenlernevents".

Im Endeffekt jedoch muss man selbst tätig werden. "Da gibt es ganz irrwitzige Lösungen", schmunzelt Benndorf. "Ich zum Besipiel habe in enem Shop Geld auf ein Konto eingezahlt, dafür einen Beleg bekommen und mit diesem Beleg konnte ich somit ein "Konto" nachweisen und habe eine Wohnung anmieten dürfen". In Deutschland wäre diese Praxis undenkbar.

Und auch sonst ist vieles anders. "Zum Beispiel beim Telefon/Internet", sagt Benndorf. Wenn ich irgendwo einen Vertrag abschließen möchte, geht das nicht bequem wie in Deutschland im Internet/online. Da muss man einen Termin mit einem Vertreter machen, der kommt vorbei und schaltet es vor Ort frei. Auch in anderen Dingen, ist Amerika aus deutscher Sicht ein "Dritte-Welt-Land". Wohnkomfort sieht da anders aus, als bei uns zum Beispiel.

Und danach?

Natürlich gibt es die Möglichkeit eine Green-Card zu beantragen, um in den USA zu bleiben. Das bedeutet aber auch, dass man dann einen amerikanischen Arbeitsvertrag unterschreiben muss. Doch das sollte man sich gut überlegen. Nominell bekommt man in den USA mehr Geld. Allerdings sind die Lebenshaltungskosten auch wesentlich höher als in Deutschland - ebenso ist das Sozialsystem kostspielig, wenn überhaupt vorhanden. Und ...10-15 Tage Urlaub im Jahr ist das Maximum.
Er selbst, so Benndorf, fand die Perspektive, irgendwann nach Deutschland zurückkommen zu können und hier weiterhin mit einem deutschen Vertrag arbeiten zu dürfen, eher positiv.

Noch einmal USA?

"Er hat gerne dort gearbeitet", sagt Benndorf. "Und die Amerikaner sind sehr unkompliziert und aufgeschlossen. Allerdings sollte man nicht den Fehler machen, Freundlichkeit mit Freundschaft zu verwechseln. Das ist eher selten. Und auch den Kontakt nach Hause zu halten, zur Familie in Deutschland ist nicht leicht. Das ist nicht für jeden etwas.

Trotzdem, die Arbeits- und Mitarbeiterkultur ist ganz anders. Es gab kaum einen Tag, wo man nach der Arbeit sich nicht noch einmal getroffen hat. Außerdem ist es völlig normal, sich ehrenamtlich zu engagieren. Angestellte machen viel für die Unternehmenskultur und das Ansehen der Firma in der Gesellschaft. "Das ist der Unterschied zu Deutschland", sagt Benndorf. Hier habe er Schwierigkeiten hat, seine Mitarbeiter zu mehr zu motivieren, als zur eigentlichen Arbeit.

In seiner Firma in Boston, berichtet Benndorf, gab es viele soziale Gruppen z.B. von Mitarbeitern, die aus dem Ausland dorthin gekommen sind. Die Treffen sich regelmäßig. Und auch sonst gibt es viele Communities, die unter sich einen starken Zusammenhalt haben.

Noch mehr ...

Dieses offene Gespräch motivierte die Anwesenden dazu, auch Fragen abseits des Themas zu stellen. Gordon Benndorf nach sich die Zeit und beantwortete Fragen zur Arbeitsmarktsituation in Deutschland, Weiterbildung, Sprachqualifizierung, Bewerbungsschreiben ... und sah sich vor Ort entsprechendes an.

Fazit

"Es war sehr interessant", war das eingängige Resümee. Das bekommt man sonst so nicht in der Hochschule.

Benndorf selbst würde sich wünschen, dass mehr Studierende zu solchen Veranstaltungen kommen. "Ich hätte mir damals gewünscht, so etwas hätte es zu meiner Studienzeit gegeben. Dass jemand mal offen und ehrlich über die Situation dort draußen im Berufsleben mit uns spricht. Ich merke immer wieder bei den Bewerbungen, die bei mir eingehen, wie wenig dies Absolventinnen und Absolventen auf das vorbereitet sind, was soe beim berufseinstieg erwartet. Qualifiziert sind die meisten - aber das reicht nicht! Dazu gehört oft mehr."

Gerne kommt er wieder als Gesprächspartner zu Face to Face.
Die nächsten Termine gibt es wieder im Wintersemester 2018/2019, dann auf der Webseite zu den Expertengesprächen.

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