Das Fernstudieninstitut (FSI) gehört als Zentralinstitut zur Berliner Hochschule für Technik. Was kennzeichnet das FSI? Was kann man hier studieren?
Schindler: Ich sage es immer gerne so: es gibt acht Fachbereiche an der Hochschule und wir sind der Fachbereich 9 ¾. So wie bei Harry Potter. Der Fachbereich, den es eigentlich gar nicht gibt, weil er interdisziplinär ausgerichtet ist. Wir arbeiten quer durch alle Fachbereiche. Thematisch haben wir drei Schwerpunkte: Wir arbeiten in der medizinischen Informatik, im Bereich des klassischen Ingenieurswesens und die dritte Säule ist die der Energieeffizienz und der Erneuerbaren Energien. Da haben wir einen Master-Studiengang zur Energie- und Ressourceneffizienz und einen englischsprachigen Master-Studiengang zu den Erneuerbaren Energien, den wir zusammen mit der RENAC AG in Berlin organisieren. Für die Zukunft sind auch Angebote im Bereich Wasserstoff und Speichertechnologien geplant.
Welchen Stellenwert hat das Thema Energie am FSI?
Jungk: Energieeffizienz und Erneuerbare Energien ist eines von drei großen Schwerpunktthemen am FSI. Dies spiegelt sich in den beiden angebotenen Master-Studiengängen wider. Aber auch in den Weiterbildungen zum Energiemanagement: hier gibt es einen mehrstufigen Zertifikatskurs. Neben diesen Angeboten findet auch seit über 15 Jahren die internationale Summer School ARS zu Energieeffizienz in Gebäuden an der BHT statt, welche seit 2018 vom FSI zusammen mit dem Fachbereich Architektur und Gebäudetechnik organisiert wird. Zudem gab und gibt es immer wieder Projekte zum Thema Energieeffizienz und Erneuerbare Energien. Hierzu gehört die Weiterbildung Energieeffizienz und Energiemanagement in Unternehmen (KMU), das Projekt A-Master zur Entwicklung eines internationalen Studiengangs zu erneuerbaren Energien in Afghanistan oder das Projekt e-Power-REBL, einem Kooperationsprojekt für Postgraduierte zu Erneuerbaren Energien mit einer Universität in Argentinien.
Welche Inhalte werden beim Master-Fernstudiengang Energie- und Ressourceneffizienz oder MBA Renewables vermittelt?
Jungk: Der Master-Fernstudiengang Energie- und Ressourceneffizienz vermittelt fachliche Kompetenzen in den Studienbereichen Energieeffizienz in Gebäuden und deren technische Ausrüstung, Energie- und Ressourceneffizienz in der Produktion, Umwelt- und Energiemanagement und Erneuerbare Energien. Mit diesem umfangreichen, interdisziplinären Wissen befähigt der Studiengang zur Lösung von Aufgaben in den Bereichen Energieeffizienz und nachhaltiger Energieerzeugung.
Krösche: Der Studiengang MBA Renewables vermittelt fachliche Kompetenzen in Management, Rechnungs- und Finanzwesen, Marketing, Recht und Unternehmensführung mit besonderem Schwerpunkt auf deren Anwendung in der Branche der erneuerbaren Energien und Energieeffizienz. Die thematische Spezialisierung des MBA Renewables auf Energiethemen erfolgt in den klassischen MBA-Modulen „Accounting“, „International Management“, „International Business Law“, „Marketing Analysis and Instruments“, vorrangig in Form von Fallstudien und Referenzen im Lehr- und Lernmaterial sowie bei den Aufgabenstellungen zur Überprüfung der Lernerfolge. Zusätzlich vermitteln Module wie „RE and EE Systems and Concepts“ oder „Advanced RE Technologies“ technische Fachkompetenz oder sie behandeln wie das Modul „Energy Policy and Economic Framework“ aktuelle Entwicklungen und Trends im Bereich der Erneuerbaren Energien, die für eine verantwortungsvolle Tätigkeit in dieser Branche unabdingbar sind.
An welche Zielgruppen richten sich die verschiedenen Angebote des FSI?
Krösche: Die Zielgruppe der Studiengänge sind Fach-und Führungskräfte, die über einen ersten berufsqualifizierenden Studienabschluss verfügen und Berufserfahrung von in der Regel mindestens einem Jahr – bei MBA zwei Jahre – nach erstem Studienabschluss vorweisen können. Die Mehrzahl der Bewerber*innen sind Ingenieur*innen, die bereits im Bereich erneuerbare Energien und Energieeffizienz tätig sind, aber auch Berufstätige, die sich perspektivisch in diese Richtung entwickeln möchten. Bei den Weiterbildungen ist die Zugangsvoraussetzung eine technische oder betriebswirtschaftliche Berufsausbildung; mögliche Zielgruppen sind Qualitäts- und Umweltmanager*innen. Hierfür ist Berufserfahrung im Bereich des Energiemanagements empfehlenswert.
Inwiefern unterscheiden sich die Fernstudiengänge von den Zertifikatskursen?
Jungk: Die beiden Studiengänge qualifizieren über fünf Semester und ermöglichen den Studierenden tiefgehende Kompetenzen zu den jeweiligen Inhalten der Module. Sie befähigen beide zu einem akademischen Mastertitel und richten sich an deutschsprachige (ERE-Master) bzw. internationale Studierende (MBA Renewables).
Die Zertifikatskurse zum Energiemanagement sind kürzer angelegt. Die drei Module dauern zwischen 3 bis zu 6 Monate pro Modul und bilden in drei Stufen vom Energiemanagement-Beauftragten über den Energiemanager bis zum BAFA-Energieberater weiter.
Das Thema „Lebenslanges Lernen“ ist Teil unserer Gesellschaft und wird immer stärker forciert. Können Interessierte auch im zweiten oder gar dritten Bildungsweg am Fernstudieninstitut einsteigen?
Schindler: Absolut. Und das unterstützen wir auch. Der richtige Slogan dafür ist „Lebenslanges Lernen“. Ich sage oftmals auch: „Es gibt keine Abschlüsse, es gibt immer nur Anschlüsse“, vielleicht an die nächste Lebensphase. Und ja, es ist für eine Wissensgesellschaft, so wie wir es sind, einfach auch überlebenswichtig oder sehr wichtig, ökonomisch gesehen, sich ständig mit Weiterbildung zu beschäftigen. Für jeden von uns ist es wichtig, diese Fähigkeit über die Lebensstrecke nicht zu verlieren und Weiterbildungsangebote zu nutzen. Das spiegelt sich auch in dem neuen Koalitionsvertrag wider, wo die Weiterbildung einen höheren Stellenwert erfahren hat.