Zukunft gestalten, Herausforderungen annehmen – Das Motto des diesjährigen Neujahrsempfangs der BHT-Präsidentin Dr. Julia Neuhaus spiegelte die aktuellen politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen wider. In diesem Rahmen trafen sich zahlreiche Gäste in der Beuth-Halle, um über die Zukunft der Hochschulen zu diskutieren und Ideen auszutauschen. Unter den Anwesenden waren nicht bloß viele BHT-Mitglieder, sondern auch Christian Hingst, Abteilungsleiter Wissenschaft und Forschung der Berliner Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege, sowie Präsidentinnen weiterer Berliner Hochschulen, wie Prof. Dr. Julia von Blumenthal, Präsidentin der Humboldt-Universität zu Berlin oder Annabella Rauscher-Scheibe, Präsidentin der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin.
Blick nach vorne
Dr. Julia Neuhaus blickte in ihrer Rede auf das vergangene Jahr, geprägt von Kraftanstrengungen, aber auch gemeinschaftlichen Lösungen zurück und identifizierte drei zukünftige Herausforderungen der Berliner Hochschulen: den Fachkräftemangel, die schwankenden Studierendenzahlen und die zu erwartenden Engpässe in der Hochschulfinanzierung. Herausforderungen, die durch die aktuellen und noch zu erwartenden Sparmaßnahmen des Berliner Senats verschärft würden, so Neuhaus.
Hintergrund: Der Senat hat entschieden, den Hochschulen im Jahr 2025 acht Prozent der Zuschüsse für das laufende Haushaltsjahr dauerhaft zu kürzen. Weitere Streichungen in den kommenden Jahren werden immer realistischer. „Würde man das proportional in Studienplätze umrechnen, sprächen wir von über 1.000 Studienplätzen an der BHT nur für die Kürzungen in 2025“, ordnete Neuhaus ein. Ein Kurswechsel in Zeiten des Fachkräftemangels.
„Studien belegen, dass jeder in Wissen investierte Euro zwischen anderthalb und vier Euro zurückbringt – durch höhere Wirtschaftskraft, höhere Steuereinnahmen, geringere Sozialversicherungsleistungen“, sagte Volkswirtin Neuhaus. „Der Berliner Senat muss nun entscheiden, was ihm weniger wichtig ist, wo strukturell Geld aus dem System genommen werden kann.“
Die Zukunft beginnt im Kopf
Unterstützung bei der Identifikation möglicher Lösungsansätze erhielt die Präsidentin an diesem Abend von einem ungewöhnlichen Gastredner – dem humanoiden Roboterkopf Furhat. Im Dialog mit Neuhaus auf der Bühne vertrat Furhat die Auffassung, dass – wer hätte es gedacht? – auch Robotik und Automatisierung Abhilfe schaffen könne. Doch die Automatisierung erfordere kluge Köpfe, die wissen, wie man sie programmiert und weiterentwickelt – und die seien es, die zu fehlen drohen, entgegnete Neuhaus. An der BHT würden sie ausgebildet werden.
Kurzfristig könne ein migrationsfreundliches Klima und eine stärkere Sensibilisierung für den Wert der Demokratie helfen. „Die Freiheit von Erkenntnis, Innovation und Austausch bildet die Stabilität für eine gut funktionierende Zukunft. Und Stabilität beginnt im Kopf“, sagte Neuhaus. An der BHT hätten rund 40 Prozent der Erstsemester eine zweite Muttersprache, viele kämen aus Familien, in denen niemand zuvor studiert hat. Mit einer Kita auf dem Campus biete die Hochschule auch Studierenden mit Kind ein verlässliches Umfeld.
„Mittelfristig kann die Anzahl an Absolventinnen und Absolventen besonders in IT, Technik und Ingenieurwesen erhöht werden oder der Bedarf über Roboter wie mich abgedeckt werden“, erklärte der leuchtende Roboterkopf dem Publikum. „Genau, aber in einer dynamischen Welt geht es nicht nur um Fachwissen, sondern auch um Methodenkompetenz“, konterte Neuhaus. Und genau hier setze die BHT als Hochschule für Angewandte Wissenschaft an: Mit praxisnaher Lehre und einer gut ausgebauten Laborinfrastruktur würden die Studierenden fit für die Herausforderungen von morgen gemacht.
Aber das, und damit schloß sich der Kreis, brauche eine sichergestellte Finanzierung, weshalb die Präsidentin direkt an den Senat appellierte:
„Ihre Entscheidungen führen zu einer Verlängerung der Rezession.“
Gleichzeitig würdigte sie die verlässlichen Partnerschaften mit den Berliner Hochschulen:
„Ich bin froh um eure Stabilität in instabilen Zeiten.“
Innovative Einblicke und Auszeichnungen
Ein weiterer Höhepunkt des Abends war die Hands-On-Vorstellung des Projekts INSPIRER von Prof. Dr. Ute Wagner, Fachbereich II. Hierbei handelt es sich um eine innovative Anwendung von Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR), mit der die gesellschaftliche Beteiligung an der Stadtplanung gefördert werden soll. Nutzende haben die Möglichkeit, sich virtuelle Stadtentwicklungsprojekte anzusehen und aktiv an deren Gestaltung teilzuhaben.
Den Abschluss des Bühnenprogramms bildete eine charmante Ehrung durch den Vizepräsidenten für Forschung und Transfer Prof. Dr. Joachim Villwock, der fünf herausragenden Persönlichkeiten der Hochschule würdigte.
Getreu dem Zweitmotto der Veranstaltung Wissen macht satt klang der Abend zwar ohne Buffet aus, das fiel den aktuellen Sparmaßnahmen zum Opfer, dafür aber mit umso interessanteren Gesprächen.