Ausstellung: Seide, Spargel, Artischocken

Zeitreise in das 17. Jahrhundert: BHT-Studierende beschäftigten sich mit einem Stück Migrationsgeschichte Berlins. Ihre Ausstellung zum Erbe der ins damalige Preußen geflüchteten Hugenotten ist noch bis zum 31. März 2024 geöffnet.

Abbildung eines Gemüsestillebens
Bild: Gertje Koslik

Spargel, Blumenkohl oder Auberginen – was heute wie selbstverständlich auf den heimischen Tellern landet, galt im Preußen des 17. und 18. Jahrhunderts als exotisch. Eine Ausstellung von Architekturstudierenden der Berliner Hochschule für Technik (BHT) zeigt den Einfluss der hugenottischen Flüchtlingsbewegung. Die Hugenotten brachten ab 1685 Gemüsesorten nach Brandenburg, die in der Region zuvor unbekannt waren. Titel der Fotoausstellung: „Seide, Spargel, Artischocken. Die Hugenotten: Französisch Buchholz als historischer Gemüsegarten Berlins“.

Betreut wurde das interdisziplinäre Studierendenprojekt von Prof. Dr. Susanne Junker, Professorin für Gebäudeentwurf/Innenraumgestaltung/Visualisierung am Fachbereich IV, Tino Brüllke, Lehrbeauftragter am Fachbereich IV und Prof. Dr. Marcel Robischon, Fachgebiet Agrar- und Gartenbauwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin. Die Ausstellung ist bis März 2024 in der Galerie im Rathaus Pankow zu sehen.

Etüden zum Erbe der Hugenotten

Die Grundlage für die Ausstellung bildeten fotografische Etüden, methodische Übungen:

„Im Architekturstudium fertigen wir häufig Zeichen-, Kompositions- oder Modellbauübungen an, um uns Inhalten zu nähern – in diesem Fall mit fotografischen Übungen. Das fördert analytisches Denken und schärft den Blick, um Lösungen für die jeweiligen Herausforderungen zu entwickeln“, erläutern Prof. Dr. Susanne Junker und Tino Brüllke.

Die Studierenden sollten fünf Gemüsesorten sowie Seide im Sinne einer Zeitreise als barockes Stillleben fotografieren – Seide als Verweis auf die Anpflanzung von Maulbeerbäumen und Zucht von Seidenraupen.

„Die Fotografien zeigen den enorm bereichernden Kulturtransfer durch die Hugenotten. Denn heute erinnert bis auf einige Grabstätten oder französische Straßennamen nur noch wenig an die geschichtlichen Ursprünge als hugenottische Kolonie und deren Bedeutung für die Entwicklung Berlins“, so die Dozierenden weiter.

Fluchtbewegung im 17. Jahrhundert

Die Hugenotten waren französische Protestanten. Sie wurden in Frankreich lange Zeit wegen ihres Glaubens verfolgt. Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg, lud die Glaubensflüchtlinge mit dem Edikt von Potsdam vom 29. Oktober 1685 nach Brandenburg ein. Zahlreiche Hugenotten fanden eine neue Heimat in einem Dorf, das wenig später Französisch Buchholz hieß und seit 1920 ein Ortsteil des heutigen Berliner Bezirks Pankow ist.

Das E-Book „Tableaux de légumes / Gemüsebilder“ mit Hintergrundinformationen zum Projekt steht auf der Webseite des Bezirksamts Pankow zur Verfügung. Die Ausstellung entstand im Rahmen des Forschungsprojekts „Agritecture“, einer Kooperation der Humboldt-Universität zu Berlin und der Berliner Hochschule für Technik (BHT). Unterstützt wurde das Projekt vom Bürgerverein Französisch Buchholz, dem Bezirksamt Pankow, dem Baunetz und der Fördergemeinschaft Bauwesen. Die Vernissage fand am 30. November statt.

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