Für seine Architektur-Masterarbeit entwarf Bello Oben Umar ein Schulhaus in Nigeria, Prof Hans-Christof Ernst vom Fachbereich IV betreute ihn dabei.
Vom Referat zur Tat
Inspirieren ließ Umar sich von dem deutschen Architekten Diébédo Francis Kéré, der nach seinem Studium in Berlin ein eigenes Architekturbüro gründete. Während seines Studiums stieß Umar auf die Arbeiten Kérés der, wie Umar selbst, in Westafrika geboren wurde. Erfolgreich widmet Kéré sich heute sozial und ökologisch nachhaltigen Projekten in Entwicklungsländern. Was mit einem Referat über Kéré begann, endete nicht nur in einer tiefen Bewunderung. Umar war inspiriert ebenfalls eine Lernstätte zu kreieren.
Perspektiven für Straßenkinder
Im Gegensatz zu Kéré, der aus Burkina Faso stammt, widmete sich Umar dem Entwurf eines Schulhauses in seiner Heimatregion im Norden Nigerias. Die Schule soll vorranging Straßenjungen, die dem maroden Bildungssystem zum Opfer fallen, Raum zum Lernen bieten und berufliche Perspektiven eröffnen. Denn gerade im Norden des Landes fehlen elementare Vorraussetzungen: eine gute Lernumgebung, Ernährung und Sicherheit. Zudem werden die Laufbahnen vieler Jungen von der radikalislamistischen Gruppierung Boko Haram bestimmt. Diese spricht sich unter anderem für das Verbot von westlicher Bildung und gegen freie Wahlen aus und fordert die landesweite Verbreitung von Scharia. Um junge Nigerianer von diesen Gruppierungen fernzuhalten, braucht es Bildungseinrichtungen, die ihnen eine Lebensalternative bieten.
Sozial und nachhaltig
Neben dem sozialen Aspekt spielte auch die Umwelt für Bello Oben Umar eine große Rolle. Bei seinem Projekt legt er besonderen Wert auf die Anwendung der drei Aspekte der Nachhaltigkeit: die Einfachheit des Projekts und wie es mit lokalen Arbeitskräften, Baumethoden und -materialien oder recyceltem Abfall verwirklicht werden kann. Beispielsweise wurden mit Lehm gefüllte PET-Flaschen für das Wandmaterial ausgewählt. Umars Entwurf bietet 100 Schülern Platz, ist 1240 m2 groß, und besitzt neben Unterkunft und Lehrräumen auch ein Laborgebäude für praktische Ausbildungen. Sollte alles gut gehen, wird das Schulhaus Anfang 2020 fertig sein.