Die Welt ist größer als Deutschland
Paolo Compagna ist Chief Operating Officer (COO) und Mitglied der Konzernleitung von Schindler, einem der weltweit führenden Anbieter von Aufzügen und Fahrtreppen mit Hauptsitz in der Schweiz.Seit 2019 ist er außerdem Kuratoriumsmitglied an der Berliner Hochschule für Technik.
Der gebürtige Italiener studierte zunächst an der Technischen Hochschule Köln Elektrotechnik bevor er unter anderem aus beruflichen Gründen nach Berlin kam. Schon bald erkannte er sein untrügliches Gespür für wirtschaftliche Zusammenhänge. Das Aufbaustudium Wirtschaftsingenieurwesen, das er von 1994 – 1996 an der Technischen Fachhochschule Berlin absolvierte, eröffnete ihm neue berufliche Perspektiven. „Wir waren damals eine unschlagbare Community. Jeder von uns stand bereits im Berufsleben, hat regulär gearbeitet und „ad on“ studiert. Wir alle, Studierende und Lehrende, haben zusammengearbeitet und jede*r hat die anderen mit demunterstützt, was er am besten konnte.“ Vor allem die die Lehrbeauftragten haben ihn inspiriert. „Sie vermittelten uns nicht nur Lehrinhalte, sondern vor allem Berufserfahrung. Eine Kombination, die so ungemein wichtig ist.“
In die Zukunft katapultieren
Community ist dem Alumnus wichtig, das große Ganze und die Zusammenhänge. „Ich wünsche mir, dass die Hochschulen mehr in die Zukunft denken und sich an den weltweiten Anforderungen orientieren.“ Deutschland sei zurecht stolz auf seine Ingenieurtradition, doch man sei viel zu sehr in der Vergangenheit verhaftet. „Es ist richtig, aus der Vergangenheit zu lernen und sich auf eine Ingenieurtradition zu besinnen, die weltweit ihres Gleichen sucht“, sagt Compagna, „aber wir müssen sie ins „Hier“ und „Jetzt“ katapultieren.“ Hochschulen, Wirtschaft und Wissenschaft in Deutschland sähen sich einer Vielzahl von global zusammenhängenden Ereignissen ausgesetzt, wie es sie in dieser Form noch nie gegeben hat. Und diese werden nachhaltige Auswirkungen haben. „Wir müssen anfangen, uns darauf zu konzentrieren, was wirklich zählt und ein Rezept für die Zukunft schaffen, damit die Studierenden, die in fünf bis zehn Jahren die tragenden Akteure der Wirtschaft sein und Firmen leiten werden, auch dazu befähigt sind, das zu tun.“
Werdet internationaler!
Makroökonomische Herausforderungen, Inflation, globale Konflikte und vieles mehr werden unweigerlich einen nachhaltigen und entscheidenden Einfluss auch auf die Hochschulen haben - so auch auf seine Alma Mater, die ihren Fokus neu setzen muss.
„Fleiß und Fokus wiegen mehr als Talent.“
Dabei sollte seine Berliner Hochschule für Technik ihr besonderes Qualitätsmerkmal nicht aus den Augen verlieren. „Deutschland bietet ein hochwertiges Bildungssystem, in dem jeder erfolgreich sein kann. Und gerade die Fachhochschulen bieten eine kaum vergleichbare Chance, um Fachkräfte heranzubilden, die nicht nur über ein theoretisches Wissen, sondern vor allem über die praktische Erfahrung verfügen, um über den Tellerrand hinauszusehen.
„Praxisorientierung, Herz und Verstand haben mehr Bedeutung als akademisches Wissen.“
Trotzdem wird die BHT nicht um tiefgreifende Veränderungen herumkommen: Internationale Studiengänge, Englisch als Lehrsprache, Marketingstrategien - nur ein paar Aspekte, die laut Compagna, der in vielen Bereichen weltweit unterwegs ist, unerlässlich dafür sind, ob die BHT und ihre Absolvierenden international noch konkurrenzfähig sein werden. „Ich wünsche mir, dass sich die Berliner Hochschule für Technik, ihre Studierenden und damit auch die Absolvierenden nicht als isolierte Elemente sehen, sondern als integrierter Bestandteil eines weltweiten Netzwerkes aus Bildung, Wissenschaft und Wirtschaft, das gemeinsam die Zukunft gestaltet.“