Die Corona-Pandemie trifft die Kulturbranche besonders schwer: Digitalisierung ist in vielen Bereichen möglich, in der Veranstaltungsbranche jedoch nur begrenzt. In Berlin mussten Theaterhäuser schließen, der Spielbetrieb wurde eingestellt und Konzerte gibt es nur aus den Wohnzimmern. Wann es wieder „richtige“ Veranstaltungen geben kann, bleibt ungewiss. Doch auch Veranstaltungen lassen sich digitalisieren, wie der Beuth-Student Vincent Kaufmann zeigt.
Obwohl es keinen klassischen Fahrplan gibt und Bühnenbilder sehr individuell gestaltet werden, verbinden die meisten Menschen eine Kulisse mit viel Handwerk. In den meisten Fällen trifft das auch zu: Die visuelle Gestaltung eines szenischen Raums beginnt mit der Idee, es folgen Skizzen und Baupläne, ein Modell sowie eine Bauprobe. Waren diese Schritte erfolgreich, wird das Bühnenbild meist architektonisch, malerisch, dekorativ oder maschinell umgesetzt. Es geht aber auch anders: Vincent Kaufmann, Theatertechnik-Student an der Beuth Hochschule beschäftigte sich in seiner Bachelorarbeit mit der Gestaltung und Entwicklung von Bühnenbildern im virtuellen Raum. Die Ergebnisse seiner Arbeit sind in der Praxis bereits gefragt.
Bauproben mit VR-Technik
Der Entwurf eines Bühnenbildes mit Virtual Reality (VR)-Technologien vereinfacht viele Gestaltungsprozesse, denn die Erstellung, Besprechung und Besichtigung findet im virtuellen Raum statt. Dank modernster 3D-Technologien kann online präsentiert, modelliert und der Bau erprobt werden. Wichtige Elemente wie Proportionen oder Sichtlinien können so verändert und verschiedene Machbarkeiten des Bühnenbilds im Theater getestet werden – sogar von verschiedenen Orten aus. „Der Vorteil ist, dass durch VR das virtuelle Theater jederzeit zur Verfügung steht. Kreativ-Team und technische Abteilung können unabhängig von Ort und Zeit im virtuellen Raum arbeiten und Besprechungen abhalten. So kann wertvolle Bühnenzeit gespart werden“, erklärt Vincent Kaufmann. Insgesamt macht die virtuelle Gestaltung den Bühnenentwurf einfacher, günstiger und flexibler. „Das ist wichtig, denn immer aufwändigere Bühnenbilder und Produktionen sollen mit immer geringeren Budgets und weniger Zeit umgesetzt werden“, so Kaufmann.
Den Grundstein für sein digitales Schaffen legte Vincent Kaufmann bei einem Praktikum am Burgtheater in Wien. Dort kam er erstmals mit der Virtuellen Realität in Berührung, als er ein 3D-Modell der Burgtheater-Bühne und des Zuschauerraums kreierte.
Ab dem nächsten Semester studiert er im Master Veranstaltungstechnik- und Management an der Beuth Hochschule, danach möchte er sich intensiver mit der Verbindung zwischen Theater und VR auseinandersetzen. Er ist bereits an vielen VR-Projekten der Veranstaltungsbranche beteiligt und veranstaltet als VR-Coach der digital.DTHG Workshops an Theatern, um den Einsatz von VR-Technologien und die Ergebnisse seiner Bachelorarbeit direkt in die Theater zu bringen.