Beuth steht für angewandte Bildungs- und Wissenschaftstradition; die Technische Fachhochschule Berlin hat 2009 seinen Namen mit einer Umbenennung hervorgehoben. In der Hochschule, die sich uneingeschränkt den pluralistischen Prinzipien einer Zivilgesellschaft verschrieben sieht, wird jetzt ergebnisoffen über die Person Beuth diskutiert, die vor dem erweiterten Hintergrund neu zu bewerten ist.
Neue Sichtweise
Belege für Beuths Antisemitismus sind seine judenfeindlichen Äußerungen in einer Rede der Deutschen Tischgesellschaft sowie Bestrebungen in seiner Funktion im Staatsrat Preußens zur Vereinheitlichung der Gesetzgebung gegenüber Juden in den altpreußischen Gebieten und den seit 1815 zum Königreich gelangten Territorien, an denen er beteiligt war. Ein christlich motivierter Judenhass und ein biologistisch argumentierender Antisemitismus überlagern Beuths Äußerungen in dieser Zeit.
Eine Stellungnahme von Prof. Dr. Achim Bühl (2017) war Startpunkt für den Diskurs um die Person Beuth. Ergänzt wird sie durch ein fachwissenschaftlichen Gutachten der Historiker Jörg Rudolph und Dr. Christian Schölzel aus dem Jahr 2018. Hierin wurde Beuth irrtümlich falsch zitiert. Dies wurde jetzt im Dokument mit einem Disclaimer (siehe unten) markiert.
Gegen Diskriminierung
Das Präsidium und die Mitglieder der Beuth Hochschule distanzieren sich entschieden und eindeutig von den antisemitischen Äußerungen und Handlungen ihres Namensgebers, die durch Gutachten bestätigt sind. Die Beuth Hochschule für Technik Berlin ist eine weltoffene Hochschule, die für Toleranz und Diversität steht, Studierende, Lehrende und Mitarbeitende aus 118 Ländern lernen und arbeiten hier miteinander. „Antisemitismus, Rassismus, Sexismus und generell Diskriminierungen geben wir keinen Raum. Unsere Hochschule zeichnet sich durch gelebte Vielfalt im Studium, in der Lehre und in der Forschung aus. Gesellschaftliche Schranken zu überbrücken, Vorurteile abzubauen und den Dialog zwischen Kulturen zu führen und zu fördern, ist uns Verpflichtung“, so die Präsidentin der Beuth Hochschule für Technik Berlin, Prof. Dr. Monika Gross.
Die Mitglieder des Akademischen Senates haben am 6. Juni 2019 der Arbeitsgruppe den Auftrag gegeben, die inhaltliche Planung einer Veranstaltung in Vorbereitung für eine mögliche Umbenennung der Hochschule zu entwickeln und dem Akademischen Senat vorzulegen.“ In der AG sind Hochschulmitglieder aller Statusgruppen vertreten, ergänzt wird sie durch Wissenschaftler/-innen und Mitglieder fachspezifischer Vereine/Verbände und Einrichtungen.
Ausstellung und internes Symposium
Der begonnene Diskurs zur Person Beuth wird fortgesetzt: In Arbeit ist die Planung einer öffentlichen Ausstellung zur Person Beuths und am 9. Januar 2020 steht ein internes Symposium mit dem Arbeitstitel „Für und wider einer Namensänderung“ auf dem Programm. Ebenso wird durch öffentliche Veranstaltungen der Hochschule in verschiedenen Formaten nach adäquaten Formen des Umgangs mit ihrem Namensgeber gesucht. Dies sind weitere Schritte im verantwortungsvollen Umgang mit der Historie und der Persönlichkeit Beuths und ihren Auswirkungen auf die Hochschule.
Disclaimer
(betreffend: "Christian Peter Wilhelm Beuth (1781 - 1853) und seine Haltung zum Judentum". Gutachten von Jörg Rudolph, M.A. und Dr. phil. Christian Schölzel)
Die Fußnoten 34 ff, Seite 16 ff (vgl. auch farbliche Hervorhebung): die Quelle (Gesetzesentwurf des Preußischen Staatsministeriums vom 29. März 1822) wird irrtümlicherweise Beuth als Autor zugeordnet. Das Dokument stammt nicht aus Beuths eigener Feder. Es wurde ihm zur Begutachtung vorgelegt und er hat in einer Sitzung des Staatrates über den von den Staatsministern erstellen Gesetzesentwurf referiert.