Gefährliche Vibrionen in Seafood

Wissenschaftler*innen der BHT haben in Meeresfrüchten, die sie auf Berliner Märkten gekauft hatten, viele Vibrionen-Kontaminationen festgestellt. Die Bakterien können lebensgefährliche Krankheiten auslösen, weswegen beispielsweise Austern und Muscheln nicht roh gegessen werden sollten.

Eine Auster wird geöffnet
Austern können Krankheitserreger enthalten.Bild: wanessa_p/stock.adobe.com

Durchfall, Ãœbelkeit, Wundinfektionen und Cholera: Mit Bakterien der Gattung Vibrio ist nicht zu spaßen angesichts der schweren Erkrankungen, die sie verursachen können. Die Organismen sind vor allem in Meerwasser und salzhaltige Binnengewässer zu finden, darin lebende Fische und Meeresfrüchte können kontaminiert sein. 

Wissenschaftler*innen der Berliner Hochschule für Technik (BHT) und der Freien Universität Berlin haben deswegen 306 Garnelen und Muscheln untersucht, die sie in Berliner Supermärkten und auf Fischmärkten erworben hatten. Das Ergebnis: Eine Mehrheit war mit den Bakterien kontaminiert. Die Autor*innen der Studie – unter Federführung von Christopher Zeidler, wissenschaftlicher Mitarbeiter von Prof. Dr. Stephan Hühn-Lindenbein, am Fachbereich V – haben die Ergebnisse nun im Fachjournal MDPI publiziert.

Insgesamt wurden in 54 Prozent der untersuchten Meeresfrüchte Vibrionen nachgewiesen. Unter ihnen war die Unterart Vibrio parahaemolyticus, der Hauptverursacher von Gastroenteritis beim Menschen, mit 58 Prozent am häufigsten vertreten. Die Studie offenbart einen deutlichen Unterschied zwischen lose verkauften Lebensmitteln auf Fischmärkten und verpackter Ware aus Supermärkten. Während 91 Prozent der Marktproben Vibrionen aufwiesen, waren es bei Supermarktprodukten immerhin 50 Prozent. Dies könnte ein Indiz dafür sein, dass kontaminierte Ware bei der Auslage auf Fischmärkten mit weiteren Produkten in Kontakt kommt, was zu einer Verbreitung der Bakterien führen kann (Kreuzkontamination).

Mehr als 100 Bakterienarten

Die Wissenschaftler*innen fanden in den festgestellten Vibrionen keine der Gene, die für die pandemischen Choleraeigenschaften der Bakterien verantwortlich sind. Infektionen sind jedoch trotzdem möglich, so die Studie. „Bei rohem Verzehr können Vibrionen durchaus zu lebensmittelassoziierten Infektionen führen“, sagt Prof. Dr. Stephan Hühn-Lindenbein. Dies betreffe in Deutschland vor allem Sushi und den Verzehr roher Austern. 

Die Untersuchungsergebnisse unterstreichen laut Forschungspaper die Notwendigkeit regelmäßiger Überwachung und verbesserter Hygienepraktiken in der Seafood-Industrie, um eine erneute beziehungsweise Kreuzkontamination mit Bakterien zu reduzieren.

Die Gattung Vibrio umfasst mehr als 130 Bakterienarten, von denen zwölf wiederum Krankheiten beim Menschen verursachen können. Die Krankheitserreger gelangen in den Körper über offene Wunden beim Baden in belasteten Gewässern, über das Trinken von kontaminiertem Wasser oder über den Verzehr von rohen oder unzureichend gegarten Meeresfrüchten. Um das Risiko einer Infektion zu minimieren, sollten Meeresfrüchte vor dem Verzehr mindestens zwei Minuten lang auf 70 Grad Celsius erhitzt werden.

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