„Der Algorithmus steuert die Heizung“

Ständig Wohlfühltemperatur, geringere Heizkosten, einfache Installation: Im Forschungsprojekt InnoEff entwickelt Prof. Dr. Huu Thoi Le, Fachbereich IV, eine intelligente Heizungsanlage, die die Temperatur in Gebäuden vollautomatisch steuert. Ein Interview in unserer Reihe „Drei Fragen, drei Antworten“.

Prof. Dr. Huu Thoi Le, Fachbereich IVBild: BHT/Martin Gasch

Im Forschungsprojekt InnoEff entsteht eine intelligente Heizungsanlage, die einen energieeffizienten Betrieb selbstständig sicherstellt. Wie funktioniert dies?

Bei der intelligenten Wärmeerzeugung kommt ein Algorithmus zum Einsatz, der die Heizungsanlage steuert. Er berücksichtigt zum Beispiel die Außentemperatur, den Wärmebedarf und den Energieverbrauch. Auf Basis dieser Informationen wird berechnet, wie viel Wärme die Heizungsanlage erzeugen muss, um die gewünschte Raumtemperatur zu erreichen. Das System überwacht ständig die Temperatur und passt die Wärmeerzeugung automatisch an, etwa bei Sonneneinstrahlung. Das Resultat ist ein angenehmes Raumklima. Im Gegensatz zu konventionellen Heizungsanlagen, die ständig Wärme zuführen, geschieht dies nur noch bei Bedarf. Unser Konzept sorgt für Komfort und minimiert die Energieverschwendung. Heizkosteneinsparungen von mehr als zehn Prozent sind möglich.

Wie ist es möglich, dass die intelligente Heizung ohne Temperaturmesser in den Räumen auskommt?

In einem Vorgängerprojekt haben wir erfolgreich einen Algorithmus entwickelt, der eine Heizungsanlage vollautomatisch in einem Gebäude steuert. Es ist ein aufwendiges System, das Temperatursensoren in allen Räumen und eine Funkverbindung benötigt. In InnoEff wollen wir dasselbe Ergebnis erreichen, allerdings ohne die genannte Ausrüstung. Die Idee ist, dass der Algorithmus die Heizkurve ohne menschliches Zutun anpasst. Für die Steuerung der Heizungsanlage werden ausschließlich die Daten interner Sensoren berücksichtigt. Dazu gehören beispielsweise der Volumenstrom, die Rücklauftemperatur, die Brennleistung und zusätzlich die Außentemperatur. Gleichzeitig soll dieser im Laufe der Zeit lernen, wie die Hausbewohner*innen in die Wärmeregelung eingreifen und die Soll-Vorlauftemperatur automatisch anpassen. Temperatursensoren in den Räumen sind überflüssig.

Für welche Gebäude und Heizungsarten eignet sich das Konzept?

Das System lässt sich nach dem „Plug & Play“-Prinzip installieren. Eine bestehende Heizung – egal ob Öl, Gas, Wärmpumpe oder Fernwärme – muss nur eine passende Schnittstelle besitzen. Der Ansatz eignet sich besonders für Altbauten, in denen oft Unterlagen aus der Bauzeit fehlen und die aktuellen Heizkurveneinstellungen fehlerhaft sind. Gegenwärtig erproben wir die intelligente Heizung mit dem Industriepartner KUGU Home GmbH in der Praxis. Seit Februar ist eine Testanlage in einem Einfamilienhaus installiert. Probleme in der Betriebsführung sind bisher nicht aufgetreten und das Nutzer-Feedback war stets positiv. Herausfordernd sind große Objekte, in denen es Gewerbe und Wohnungen gibt. Gegenwärtig wählen wir zehn Immobilien für die weitere Erprobung aus.


Weitere Informationen und Kontakt


Zurück