„Die Königsdisziplin im Güterverkehr“

In der Logistik bietet der Kombinierte Verkehr eine umweltfreundliche Alternative zum Transport per Lastwagen. Die Nutzung verschiedener Verkehrsträger gilt jedoch als kompliziert und teuer. Dass dies nicht stimmt, soll im Forschungsprojekt SYSLOG+ der Berliner Hochschule für Technik aufgezeigt werden.

Als Kombinierten Verkehr bezeichnet man den Gütertransport mit verschiedenen Verkehrsträgern auf einer Strecke.
Als Kombinierten Verkehr bezeichnet man den Gütertransport mit verschiedenen Verkehrsträgern auf einer Strecke. Wissenschaftler*innen haben dafür im Forschungsprojekt SYSLOG+ (Logo, links) eine Online-Anwendung erstellt.Bild: Tim Gehrmann, Dietmar Schäfer/Lukas Gojda/vvalentine – stock.adobe.com

Der Verkehr war 2019 für rund ein Viertel der Emissionen des klimaschädlichen Treibhausgases Kohlenstoffdioxid (CO2) in der Europäischen Union verantwortlich. Innerhalb dieses Bereichs Bereich entfiel nach Angaben der Europäischen Umweltagentur der Großteil (71,7 Prozent) auf den Straßenverkehr. Auf den Straßen wiederum verursachten Lastwagen mehr als ein Viertel (27,1 Prozent) der CO2-Emissionen. Dies verwundert nicht, hat doch der Gütertransport auf der Straße in den vergangenen Jahren stetig zugenommen.

Dass sich Transporte umweltfreundlicher organisieren lassen, will das Forschungsprojekt SYSLOG+ der Berliner Hochschule für Technik (BHT) mit einer Online-Anwendung aufzeigen. Das vom Bundesumweltministerium mit 743.000 Euro geförderte Projekt setzt auf den Kombinierten Verkehr – kurz: KV. In Schulungen soll dieser CO2-sparende Transportansatz zukünftigen Logistik-Expert*innen nähergebracht werden.

Glieder einer Transportkette

„Der KV gilt als Königsdisziplin im Güterverkehr“, sagt Projektleiter Prof. Dr. Robert Strzebkowski, Fachbereich VI. Dabei werden Frachtcontainer nicht wie bisher von einem Transportmittel vom Ausgangs- zum Zielort transportiert. Stattdessen besteht die Route aus Teilstrecken, die verschiedene Verkehrsträger übernehmen. Die Rede ist von einer Transportkette. Da für die einzelnen Abschnitte vor allem Eisenbahn und Binnenschifffahrt zum Einsatz kommen, gelangt weniger schädliches CO2 in die Luft.

Das Team um Prof. Strzebkowski entwickelte ein Logistik-Labor, das online nutzbar ist und denselben Namen wie das Forschungsprojekt trägt. Mit SYSLOG+ lassen sich Transportketten bequem erstellen. Für jede eingegebene Route berechnet die Simulation, wie viel CO2 anfällt, den Zeitaufwand und die zu erwartenden Kosten. Auf diese Weise können Nutzer*innen den optimalen Transportweg erstellen. „Mit dem Tool zeigen wir, dass der KV unkompliziert und günstig sein kann“, sagt der Professor. Im Vergleich zur klassischen Lastwagen-Beförderung sei der Kosten- und Zeitaufwand nur unwesentlich größer. Die meisten Güter würden ohnehin nicht als Expresslieferung verschickt.

Entscheider*innen von morgen

Strzebkowski ist sich im Klaren, dass er preisbewusste Spediteure*innen mit dem Online-Tool wahrscheinlich nicht für den KV gewinnen wird. Stattdessen zielt er auf die nächste Generation in der Logistik. „Wir wollen zukünftige Entscheider*innen für umweltfreundliche Transportsysteme wie den KV sensibilisieren.“ In dem Projekt arbeitet das Team – bestehend aus den wissenschaftlichen Mitarbeitern Dustin Wulf, Ben Müller und Tim Gehrmann sowie Angestellten des Kooperationspartners SGKV – deswegen an Lehrinhalten für die Berufsbildung. Sie sollen an Hochschulen und Berufsschulen zum Einsatz kommen, mit dem Online-Logistik-Labor als zentrales Element. Bis zum Projektende im September 2023 ist die Konzeption von zehn Kursen geplant. An der BHT ist im Sommersemester 2023 bereits ein erster Lehrgang (AWE-Fach: „Klimaschutz mit Hilfe umweltfreundlicher, hybrider und moderner Waren-Transportketten – Green Logistics“) gestartet.

Die Chancen, dass der KV in der Logistikbranche an Relevanz gewinnt, stehen nach Angaben des Wissenschaftlers gut. Er geht davon aus, dass junge Menschen das gelernte Wissen in die Firmen tragen werden. Außerdem habe er einen Mentalitätswandel in seinem akademischen Umfeld beobachtet. „Nachhaltigkeit und Umwelt werden immer wichtiger“, sagt er. Schützenhilfe könnte auch von der Politik kommen. Strzebkowski erwartet, dass die Klimaschutzziele verschärft würden. Sollten auf die Speditionen deswegen Zusatzkosten zukommen, da sie weiterhin auf Verbrenner-Lastwagen setzen, könnte dies auch diese Verantwortlichen vom KV überzeugen.


SYSLOG+ – Informationen und Kontakt

  • Das Forschungsvorhaben SYSLOG+ besteht aus zwei Teilprojekten. In „SYSLOG 1“ (2017 bis 2020) entstand die Online-Applikation. Im Nachfolgeprojekt „SYSLOG 2“ (2021 bis September 2023) erarbeiten die Forscher*innen Schulungs- und Lehrunterlagen. Das Bundesumweltministerium fördert das Forschungsvorhaben mit 743.000 Euro.
  • OnlineTool SYSLOG+ (kostenfrei nutzbar, Anmeldung notwendig)
  • Prof. Dr. Robert Strzebkowski  Fachbereich VI

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