Die ethischen Fragen des Rohstoffabbaus

Von Metallen über seltene Erden bis Düngemitteln: Welche ethischen Aspekte mit dem Abbau von Rohstoffen verbunden sind und woran im Forschungsprojekt "Ethical Mining" gearbeitet wird, erläutert Prof. Dr. Matthias Schmidt in der Interview-Reihe "Drei Fragen, drei Antworten".

Prof. Dr. phil. Matthias Schmidt
Prof. Dr. phil. Matthias SchmidtBild: BHT

Am Fachbereich I beschäftigt sich Prof. Dr. Matthias Schmidt mit Ethik im Bergbau. Im Forschungsprojekt „Ethical Mining“ arbeitet er zurzeit an einem Grundlagenwerk zur Ausbildung von Rohstoffingenieur*innen.

Prof. Dr. Schmidt, inwiefern überschneiden sich Ethik und Bergbau?

Bei jedem Rohstoffabbau wird massiv in das Erdreich eingegriffen. Das wirft viele ethische Fragen auf: Zur beanspruchten Landschaft, zur Menge und Verteilung der abgebauten Rohstoffe, zu den Arbeitsbedingungen und der Bevölkerung, die in bestimmten Szenarien umgesiedelt werden muss. Die Zusammenhänge können sehr komplex sein. Unterschiedliche Wertesysteme, Interessen und Machtoptionen von Unternehmen, Gesellschaften oder Kulturen treffen aufeinander.

Warum ist Ethik für Ingenieur*innen wichtig?

Rohstoffingenieur*innen organisieren und überwachen den Abbau von und die Versorgung mit Rohstoffen. Dabei stehen sie oft zwischen den Interessengruppen – sozusagen mitten im Konflikt. Wenn ethisches Grundlagenwissen fehlt, entscheiden Menschen mehr oder weniger intuitiv nach ihren Moralvorstellungen, und das kann die Konflikte verschärfen. Bisher gibt es in der Ausbildung von Bergbauingenieur*innen nur wenig oder keine Impulse zur Reflexion über ethische Fragestellungen. Hier besteht eine Lücke, die wir in dem Forschungsprojekt adressieren.

Was ist das Ziel von „Ethical Mining“?

Wir wollen ein Grundlagenwerk zur Aus- und Weiterbildung von Rohstoffingenieur*innen schaffen, das Studierende, aber auch für Fachleute und politische Akteure für ethische Herausforderungen im Rohstoffsektor sensibilisiert. Dabei verfolgen wir einen Mixed-Reality-Ansatz: Das Lehrbuch wird durch digitale und interaktive Inhalte ergänzt. Durch den Einsatz von Virtual oder Augmented-Reality-Simulationen kann man direkt am Gegenstand lernen. In unserem Fall heißt das beispielsweise: Sie können virtuell den Berg betreten, ohne vor Ort sein zu müssen.


Forschungsprojekt Ethical Mining


Interview: Lenn Sawade

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