Äthiopisch-deutsche Kooperation für eine grüne Landwirtschaft

Im Gespräch mit der Mikrobiologin Katharina Werner über ihr umweltfreundliches Forschungsprojekt.

Katharina Werner sitzt in einem Auto und arbeitet mit einer Pipette und Bodenproben
Promovendin Katharina WernerBild: Tobias Hübner

Katharina Werner hat ihr Studium der Mikrobiologie an der Universität Bonn abgeschlossen und promoviert seit zwei Jahren an der Beuth Hochschule in einem äthiopisch-deutschem Forschungsprojekt. Obwohl sie zuerst nicht vor hatte zu promovieren, ist sie bei der Arbeitssuche auf die offene Stelle an der Beuth gestoßen und war vom klimagerechten Thema sofort begeistert.

Kannst du uns kurz dein Projekt beschreiben?

Es handelt sich um ein Kooperationsprojekt des Wondo Genet College in Äthiopien, dem Forschungszentrum Jülich und der Beuth Hochschule, in dem Promovierende aus allen drei Institutionen forschen. Das Projekt hat die übergeordnete Idee einer Kreislaufschließung – im Modellland Äthiopien sollen Trockentoiletten die Sanitärversorgung verbessern, die menschlichen Fäkalien kompostiert werden und dieser Kompost könnte schließlich in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Als Mikrobiologin beantworte ich die Frage, ob der Kompost eine sichere Methode für den Anbau von Nahrung darstellt, das heißt, am Schluss sollten keine Krankheitserreger oder Antibiotikaresistenzen mehr nachweisbar sein.

Deine Betreuung an der Beuth war mit einer Projektstelle gesichert. Wie verlief die Suche nach einer Doktormutter bzw. einem Doktorvater an der Universität?

Prof. Dr. Elisabeth Grohmann, die die Stelle an der Beuth ausgeschrieben hat, hatte auch schon Kontakt zu einem Professor an der TU, der bereit war, als Doktorvater mein Projekt zu betreuen. Mit ihm habe ich auch eine Promotionsvereinbarung, in der steht, dass jedes halbe Jahr ein Zwischenbericht angefertigt wird und so halte ich ihn am laufenden. Meine tatsächliche Betreuung findet jedoch an der Beuth statt.

Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?

Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich – es gibt Phasen, in denen ich viel im Labor an der Beuth bin, zwischendurch dann auch wieder im Büro. Dazu gehört, die Arbeit zu dokumentieren, zu recherchieren, nach neuen Methoden zu suchen, aber auch bei Labor-Bestellungen den besten Preis zu finden und sich über die Produkte bei Firmen beraten lassen. Da meine Stelle aus Drittmitteln finanziert wird, ist Lehre an der Hochschule nicht vorgesehen. Die Betreuung von Stundent*innen, die an dem Projekt ihre Abschlussarbeit schreiben, gehört allerdings dazu.

Wie würdest du dein Work-Life Balance einschätzen?

Ich habe aus meiner Studienlaufbahn mitbekommen, dass eine Promotion sehr viel Einsatz erfordert und die nicht mit der so-und-so-viel-Prozent-Anstellung zu schaffen ist. Dass Doktorand*innen in dem Sinne unter Stress stehen und sich dies auch ins Private zieht, ist auch meine eigene Erfahrung. Deswegen ist es wichtig, eine Balance zu finden und sich bewusst zurückzunehmen, wenn man merkt, es wird zu viel.

Was hat dich beim Promovieren bislang am meisten überrascht? Wo gab es Schwierigkeiten?

Es gab eine ganze Reihe an Schwierigkeiten, die man vorher nicht hätte absehen können. Zum einen durch die Arbeit in einem anderen Land, in meinem Fall Äthiopien, zum Beispiel bei den Exportbestimmungen für die Proben. Davon lässt man sich aber nicht abhalten. Da ich bisher nur den „Uni-Eindruck“ hatte, sind für mich auch die Abläufe an einer Fachhochschule neu. Die Forschung hat an der Uni einen anderen Stellenwert, dieses Selbstverständnis ist an der FH noch nicht so vorhanden. Dafür sind die Labore mit guten und teuren Geräten super ausgestattet, das hätte ich auch als Studentin ganz toll gefunden. Da sie primär für die Lehre angeschafft wurden und die Forschung verhältnismäßig klein ist, kommen sie weniger zum Einsatz, als ich das aus der Uni kenne. Das ist wiederum sehr angenehm, weil man sie zumindest in der vorlesungsfreien Zeit sehr flexibel nutzen kann.

Gibt es etwas, was du Studentinnen, die sich für eine Promotion interessieren, raten würdest?

Auf jeden Fall muss man in der Lage sein, sich mit dem Projekt und dem Thema zu identifizieren und dahinterstehen. Es nimmt eine so hohe Priorität im Leben und in dem Moment, wo auch gewisse Probleme auftauchen, sollte man genau wissen, wieso man dieses Ziel weiterhin verfolgen möchte. Von 9 bis 17 Uhr am Projekt zu arbeiten und sonst nichts damit zu tun haben, funktioniert in den allermeisten Fällen nicht. Aus dem gleichen Grund finde ich es auch sehr wichtig, sich in der Arbeitsgruppe und mit den Kolleg*innen wohlzufühlen.

Was macht dir bei der Promotion am meisten Spaß?

Mir gefällt es, dass man in dem was man tut, enorm flexibel ist und sich seine Zeit frei einteilen kann. Außerdem ist die Arbeit sehr abwechslungsreich, sodass sie herausfordernd und spannend bleibt. Man bekommt Einblick in verschiedene Bereiche und setzt sich mit dem Thema über eine längere Zeit und aus verschiedenen Perspektiven auseinander, sodass man die Zusammenhänge immer besser versteht. Am meisten Spaß macht es aber, Ergebnisse zu bekommen und sie auszuwerten – besonders, wenn man lange dafür arbeiten musste.

Das Wondo Genet College of Forestry and Natural Resources der Hawassa Univeristät in Äthiopien ist das einzige Forstwirtschafts-College im Land. Es nimmt seine Verantwortung für den Aufbau einer umweltfreundlichen Wirtschaft im Land wahr, indem es Schulungen zu Wald und natürlichen Ressourcen durchführt. Darüber hinaus arbeitet das College daran, die Bemühungen zur Erhöhung der Waldbedeckung auf nationaler Ebene in landesweiten Programmen zu unterstützen.

Die deutschen und äthiopischen Initiatoren des Kooperationsprojekts ClimEtSan, an dem auch die Beuth Hochschule beteiligt ist, bieten in enger Zusammenarbeit mit lokalen äthiopischen Interessengruppen verschiedene Schulungsmaßnahmen vor Ort und außerhalb an, wie Seminare, Feldschulen, Workshops und eine internationale Summer School. Das Projekt bietet damit einen interdisziplinären Kapazitätsaufbau für innovative Methoden der ökologischen Sanitär- und Abfallwirtschaft.

 

Verfasserin: Kaja Napotnik, Gender- und Technik-Zentrum (GuTZ)

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